Rabac: Nichts hat sich verändert. Zehn Jahre später und alles ist
beim Alten. Als ob hier die Zeit stehen geblieben ist während meiner
Abwesenheit, um mich an genau der gleichen Stelle wieder zu empfangen. Der Solarium
gebräunte Rentner steht noch immer knietief in der Adria und löst Kreuzworträtsel.
Die Badeurlauber liegen noch immer dicht an dicht auf ihren bunten Handtüchern und
versuchen die Kieselsteine in eine komfortable Position zu rücken. Der
Krafne-Mann (kroatische Berliner/Pfannkuchen) schreit noch immer über den
ganzen Strand, um seine fettige Backware loszuwerden. Einzig die Varianten
Schoko- und Vanillefüllung sind zu der Himbeermarmeladenfüllung hinzugekommen.
Nicht die einzige Veränderung, wenn man genau hinschaut. Der
Naturstrand ist kleiner geworden; verdrängt vom ansteigenden Wasserspiegel. Ein
paar Hotels wirken dem entgegen: aufgeschüttete Terrassenanlagen schweben über
der Brandung. Kilometerlang. Ein weisser Sonnenschirm reiht sich hier
schurgerade an den nächsten. Zu jedem Sonnenschirm ein Paar Plastikliegen.
Natürlichen Kieselstrand muss man hier jetzt lange suchen. Kleine Badebuchten
versecken sich nur noch in winzigen Spalten zwischen der Terrasse und ganz am
Ende der Strandpromenade.
Baden in Rabac
Der Kioskverkäufer hat seinen Zeitungsstand oben am
Parkplatz abgerissen und ein paar Meter weiter unten am Strand wieder
aufgestellt. Die Bar auf halben Weg runter zum Strand hat auf unabsehbare Zeit geschlossen.
Jeder Strandtag hat sonst hier seinen Anfang genommen; bei einem erfrischendes
Getränk und der weit und breit besten Aussicht über die Badebucht von Rabac. Dieses
Mal sieht der 80er Jahre Bau noch trister aus als früher, dem Zerfall geweiht.
Und da wo es sonst nach Sonnencreme roch, stinkt es jetzt nach Urin.
Gut für den Strandkiosk etwas weiter unten direkt am Wasser: Früher als Teenager habe ich hier meine Ćevapčići alleine gegessen, jetzt quetsche
ich mich zu drei anderen auf die Holzbank. Seit es zum Hotel gehört,
schmecken die Ćevapčići aus der Massenproduktion salzig. Süsses Ajvar wird
jetzt zu einer teelöffelgrossen Portion rationiert. Zwiebeln sind das einzige
Gemüse; Tomate; Gurke und das Salatblatt sind vom Teller verschwunden. Es
stehen allerdings auch hier noch immer Antonia hinter der Theke und Drako in
der Küche. Manches ändert sich eben doch nie.